Das Handicap der ersten Halbzeit wog somit zu schwer und wir mussten uns den Toggenburgern schliesslich 7:10 beugen. Verloren war damit aber noch gar nichts, die Ausgangslage jedoch enorm erschwert, da beim nächsten Spiel der Turnierfavorit aus Chur als Herausforderer wartete. Ein Sieg war Pflicht, ansonsten die Medaillenränge in unerreichbare Weiten entrücken würden. Dass wir Tösstaler an einer Niederlage aber nicht einfach so zerbrechen würden und im Gegenteil gestärkt und entschlossen aus dem Niederschlag hervorgehen würden, zeigte sich beim Spiel gegen die Bündner. Die Churer knüpften gegen den UH Tösstal nahtlos an der souveränen Leistung gegen Nesslau an und erspielten sich bis zur dritten Minute einen Zweitorevorsprung. War’s das etwa schon? Konnte der vierte Rang vom Vorjahr durch den verpatzten Start nicht mehr übertroffen werden? Mitnichten! Was folgte, war eine Spielphase der Tösstaler Junioren, die das Prädikat sensationell verdiente. Es spielte einzig der UH Tösstal und aus dem zweitore-Defizit war plötzlich ein Vorsprung von zwei Toren geworden. Zwar waren die Bündner zu einer Reaktion fähig und konnten das Spiel bis zur Halbzeit noch egalisieren. Doch die Entschlossenheit unserer Junioren war ungebrochen und die Moral selbst nach der Auftaktniederlage absolut in Takt. Damit nahmen die Junioren die zweite Halbzeit in Angriff und erspielten sich sogleich einen erneuten zweitore-Vorsprung. Es entwickelte sich in der Folge ein sehr attraktives, intensives und spannendes Spiel. Und diesmal gaben wir die Führung nicht mehr aus der Hand und besiegelten die erneute Halbfinalqualifikation mit einem 7:5 Erfolg gegen Chur! Halbfinalgegner war wie das letzte Jahr Waldkirch-St. Gallen, es kam also zum erhofften Wiedersehen, denn wir sehnten uns nach einer Revanche! Die St. Galler eröffneten das Score, doch wir konnten mit zwei Treffern antworten. WaSa seinerseits hatte ebenfalls die passende Antwort bereit und glich die Partie noch im ersten Abschnitt aus. Den unzähligen Zuschauern wurde erneut hervorragendes Unihockey geboten und die beiden Teams wussten die Fans auf beiden Seiten zu begeistern. Begeisterung alleine bringt aber noch keine Siege, so stiegen die zwei Teams verbissener in den nächsten Abschnitt. Keine der beiden Mannschaften konnte sich einen entscheidenden Vorteil verschaffen und die Führung wechselte im Minutentakt, jedoch nie über ein Tor. Kurz vor Schluss die vermeintliche Schlüsselszene: Der Unparteiische schickte einen St. Galler auf die Strafbank. Damit war das Konzept klar: Die Führung im Power-Play erzielen und danach den Vorsprung über die verbleibende Zeit retten. Tatsächlich, der numerische Vorteil wurde genutzt, blieb noch der Kampf gegen die Uhr. Doch rund Fünfzig Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit kam das Unerwartete: Die St. Galler egalisierten die Partie! Und das Unheil nahm seinen Fortgang: Nur Zwanzig Sekunden später und geschlagene Dreissig Sekunden vor dem Spielende gelang WaSa der Führungstreffer! Das Finale schien erneut zu entschwinden! Aber noch einmal zeigten die Junioren ihre grosse Moral und stiegen entschlossen in die verbleibenden Sekunden, doch die Zeit zerronn schonungslos. Aber dann passierte das sehnlichst Erwartete! Ganze Acht Sekunden vor dem drohenden Out gliche der UH Tösstal das Spiel doch noch aus! Wer die letzten Minuten der zweiten Halbzeit bereits als nervenaufreibend empfand, kam nun endgültig auf seine Rechnung: Es hiess Verlängerung, Golden-Goal, wer also zuerst trifft, steht im Finale. Die Zusatzspielzeit war an Spannung und Dramatik nicht zu überbieten, Chancen auf beiden Seiten zerrten am Nervenkostüm der Zuschauer und Trainer! Und nach 2:52 Minuten der Verlängerung die riesige Erlösung: Dem UH Tösstal gelang der entscheidende Treffer und der Siegesschütze sah sich einer roten Wand an jubelnden Tösstal-Junioren und Trainer entgegen stürmen! Die Finalqualifikation war im Trockenen, Revanche gelungen!

Lukas Schneider